
Unter dem Motto „Hören. Der Sinn deines Lebens“ beteiligten sich vor wenigen Wochen in ganz Deutschland Hörakustiker, HNO-Ärzte und Unternehmen am Welttag des Hörens 2017. So nutzten beispielsweise die Betriebsärzte des Energiekonzerns Vattenfall den Welttag des Hörens dazu, um insgesamt 4.500 Mitarbeiter an den Standorten Hamburg und Berlin mit Postern und Broschüren über die Bedeutung des Hörsinns zu informieren. Beschäftigte konnten ihr Gehör während der Arbeit im Unternehmen oder bei teilnehmenden Hörakustikern in der Umgebung testen lassen.
Gutes Hören ist keine Selbstverständlichkeit: Der Presslufthammer auf einer Baustelle sorgt ebenso für Lärm wie die permanente Geräuschkulisse in einem Großraumbüro. Unterschätzt wird oft jener Lärm, der bei der Nutzung von MP3-Playern durch Kinder entsteht. Zu hohe Dezibelzahlen können langfristig dem Hörvermögen schaden. Also aufgepasst, Eltern und Großeltern! Allerdings ist Hören weitaus mehr, als die Fähigkeit unterschiedliche Töne, Klänge oder Geräusche wahrzunehmen, wie der Physiker Georg Christoph Lichtenberg sagte: „Die Erschütterung der Luft wird erst Schall, wo ein Ohr ist.“ Weil das so wichtig ist, und weil es erlaubt, uns vor Gefahren zu warnen, zum Beispiel im Straßenverkehr, ist es wichtig, erste Anzeichen eines Hörverlusts rechtzeitig zu erkennen.
Das gilt insbesondere für Menschen, die das fünfte Lebensjahrzehnt überschritten haben oder an Demenz erkrankt sind. Aktuelle Studien zeigen, dass bereits eine unversorgte Hörminderung ab 25 Dezibel das Risiko zu stürzen um nahezu das Dreifache erhöhen. Neben der Überprüfung der Hörfähigkeit hilft eine möglichst frühzeitige Diagnosestellung durch einen HNO-Arzt. „Sozialkontakte können einfacher gelingen, wenn der Demenzkranke eine ausreichende Hörfähigkeit hat“, bestätigt Karola Becker, Mitglied der Alzheimer Gesellschaft Rheinland-Pfalz. Die Diplom-Sozialarbeiterin ergänzt: „Hörgeräte helfen, Teilhabe zu sichern.“ Und verzögern das Fortschreiten der Demenz merklich.
Gerade in einer Zeit, in der Hörgeräte höchste technische Ansprüche erfüllen und kein Tabu mehr sind, stellt sich nur noch die Frage, ob die Wahl auf ein Über- oder Im-Ohr-Gerät fällt – am besten frühzeitig damit beginnen, dann gehört es zur täglichen Routine. rb
Woran man eine Hörminderung erkennt
Telefon- oder Türklingel wird häufiger überhört.
Geräusche, die früher als störend empfunden wurden, werden nicht mehr wahrgenommen – zum Beispiel
Lüfter-Geräusch vom Computer, Piepsen der Mikrowelle oder zeitweiliges Kühlschrankbrummen.
Keine Reaktion auf Naturgeräusche beim Spaziergang im Freien wie Vogelstimmen oder das Rauschen der Blätter im Wald.
Fernseher, Radio und Stereoanlage laufen lauter als gewöhnlich.
Besonders häufige Nachfragen am Telefon.
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